KI macht Videos – aber du gibst ihnen Seele
- Matt Lane
- 15. Mai
- 2 Min. Lesezeit

Es beginnt wie so oft mit einer Idee. Vage, flüchtig, aber irgendwie spürbar. Früher hätte man sie vielleicht auf einen Zettel gekritzelt, darüber geschlafen, ein Skript geschrieben, ein Team gesucht, Drehorte organisiert, gefilmt, geschnitten – ein Marathon bis zum fertigen Video.
Heute? Heute reicht ein Satz. Ein Gedanke wie: „Stell dir vor, die Stadt wäre menschenleer, nur ein Kind tanzt durch das Neonlicht.“ Und dieser eine Satz kann reichen, um etwas in Bewegung zu setzen. Nicht nur metaphorisch – wortwörtlich.
Mit ChatGPT wird aus der Idee ein Drehbuch. Mit Midjourney entstehen erste Bilder, visuelle Ankerpunkte, die der Idee ein Gesicht geben. Runway animiert sie, haucht Bewegung ein. Und dann ist da Sora – das neue KI-Tool, das auf Basis einfacher Textbeschreibungen ganze Videosequenzen generiert. Alles zusammen ergibt plötzlich etwas, das nach Vision aussieht. Nach Story. Nach Film.
Aber machen wir uns nichts vor: Das Werkzeug ist beeindruckend. Aber es ist und bleibt ein Werkzeug. KI kann vieles. Sie ist schnell. Sie ist präzise. Aber sie kennt keine Zweifel, keine Sehnsucht, kein Bauchgefühl. Sie versteht keine Scham, keine Stille, keine Ambivalenz. Dafür braucht es uns. Menschen. Kreative. Erzähler und Denker. Diejenigen, die zwischen den Bildern leben und das Ungesagte spürbar machen. Die wahre Kraft dieser Tools liegt nicht darin, dass sie kreative Arbeit ersetzen. Sie verschieben nur den Moment, in dem sie beginnt. Die Idee ist nicht mehr das erste Glied in einer langen Produktionskette – sie ist schon fast das Ziel. Alles dazwischen, das mühsame Handwerk, wird beschleunigt, vereinfacht, teilweise automatisiert. Und das ist kein Verlust. Das ist Freiheit.
Wir können mehr ausprobieren, schneller scheitern, schneller neu denken. Wir können Bilder finden, für Dinge, die wir vorher kaum erklären konnten. Und wir können Räume betreten, die vorher nur mit riesigen Budgets zugänglich waren.
Aber genau hier wird es entscheidend: Nur weil etwas möglich ist, ist es nicht automatisch gut. Ein gutes Video ist keine Frage der Technik. Es ist eine Frage der Haltung. Warum erzähle ich diese Geschichte? Was will ich wirklich sagen? Und was lasse ich bewusst weg?
KI kann dir helfen, schneller zu arbeiten. Aber sie wird dir nie abnehmen, was du fühlst. Sie kennt keinen Mut. Keine Intuition. Kein Risiko. Sie hat keine Geschichte zu erzählen – du schon.
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